Leistungskonzept
Leistungskonzept der GGS Münsterschule – Leistungsanforderung und Leistungsbewertung (Z9, 2.2)
Stand 19.01.2010
Lernen und Leisten heute im Unterricht nach Maria Montessori
Die neuen Richtlinien und Lehrpläne für NRW sehen die Grundschule ausdrücklich "...einem pädagogischen Leistungsverständnis verpflichtet, das Leistungsanforderung mit individueller Förderung verbindet. ...Deshalb geht der Unterricht stets von den individuellen Voraussetzungen der Kinder aus und leitet sie dazu an, ihre Leistungsfähigkeit zu erproben und weiter zu entwickeln." (RL, S.16)
Die Leistungsanforderung oder Leistungserwartung richtet sich also nach dem Potenzial und der Anstrengung des Einzelnen. Danach ließe sich Leistung etwa folgendermaßen definieren:
- Ein Schüler erbringt dann eine gute oder auch sehr gute Leistung, wenn er mit all seiner Kraft das zeigt und schafft, was in ihm steckt.
- Niemand kann mehr leisten, als er im Stande ist. Aber jeder kann sich für das ihm Mögliche mehr oder weniger anstrengen und bemühen.
- Nicht allein das Ergebnis, sondern auch der Prozess des Schaffens prägen die Leistung eines Schülers. (Zitiert nach: www.grundschulverband-nrw.de/Mitgliederversammlung/2008_Laborschule/M...)
Ein solches Leistungskonzept setzt Offenen Unterricht voraus, der auf den Prinzipien von Individualisierung und Differenzierung beruht. Denn die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen und Vorwissen in die Schule. Unser Prinzip ist, sie dort abzuholen, wo sie stehen, das heißt, individuelle Lernangebote zu machen. Die Montessori-Pädagogik realisiert dies bereits seit Jahrzehnten erfolgreich in der "Freien-Wahl-der-Arbeit".
In der Münsterschule arbeiten die Kinder zehn bis fünfzehn Stunden pro Woche in der Freiarbeit. Es steht dabei Material für die Bereiche Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Kunst, Musik und Religion zur Verfügung.
Folglich lässt sich Leistung vor allem in der Arbeit mit Unterrichtsmaterial, in allen schriftlichen Arbeitsergebnissen und in ihrer Präsentation, die eventuell auch im Ergänzenden Unterricht erfolgen kann, festmachen.
Dabei gilt die Regel, dass einmal gewählte Arbeiten fertig gestellt werden müssen. Die meisten Materialien enthalten eine Selbstkontrolle, damit die SchülerInnen eine Rückmeldung über ihre Fähigkeiten erhalten, sich selbst richtig einschätzen und dementsprechend auch eine angemessene Wahl treffen können - natürlich im Dialog mit der Lehrerkraft.
Im Gespräch mit den Kindern gilt es, Interessen, Neigungen und Ziele, die verfolgt werden, zu ermitteln, aber auch die realistische Selbsteinschätzung hinsichtlich des Niveaus jedes Einzelnen im Blick zu haben. Nach Beendigung der Arbeit erfolgt ein Austausch über die Einschätzungen der eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen und mögliche Beobachtungen bzw. Lernentdeckungen des Kindes werden heraus gestellt. Gleichzeitig findet damit auch eine Würdigung der Arbeitsergebnisse statt. Außerdem ist dieses Gespräch oft Ausgangspunkt für die Planung weiterer Arbeitsschritte.
Leistungsmessung und Leistungsbewertung in unserem Unterricht
Die Leistungsbewertung muss diesem individualisierten Leistungskonzept entsprechen. Grundlage ist dabei immer die Beobachtung des Lehrers. Montessori-Lehrerinnen lernen während ihrer Ausbildung, Kinder in ihrer Arbeit besonders gut zu beobachten. Da wir die Kinder täglich in der Freiarbeit intensiv begleiten, fällt es uns leicht, zu beobachten und einzuschätzen, wie die Kinder sich bei der Arbeit und im sozialen Bereich verhalten und was sie lernen.
Kontinuierlich wird der Leistungsstand der Kinder in speziellen Lernentwicklungsbögen dokumentiert, die inhaltlich auf die aktuellen Richtlinien und Lehrpläne abgestimmt sind und sowohl fachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch Arbeits- und Gruppenprozesse erfassen.
Darauf aufbauend ist es auch selbstverständlich für uns, Kinder jeden Tag bei der Arbeit förderdiagnostisch zu beraten und sie so individuell zu fördern. So können leistungsschwächere Kinder ebenso effektiv und individuell gefördert werden wie leistungsstarke Kinder nach ihren Bedürfnissen gefordert werden können.
Lernen in unserem offenen Unterricht erfordert einen erweiterten Lernbegriff und andere als traditionelle Bewertungsmethoden.
Als Maßstab der Bewertung gilt für uns der in den Richtlinien vorgeschriebene anforderungsbezogene Maßstab. Der individuelle Maßstab, der in Montessori-Schulen unbedingt Anwendung finden sollte (vor allem, wenn ein Konzept zur individuellen Förderung vorliegt), darf aber nicht zu kurz kommen. Wir haben in unserer Schule daher vereinbart, zusätzlich zum anforderungsbezogenen Maßstab eine individuelle Bewertung anzuwenden, wenn uns diese als notwendig, sinnvoll oder hilfreich erscheint. Aus der Formulierung dieser Bewertung ist dann aber auch ersichtlich, dass es sich um eine individuelle Bewertung handelt.
Folgende Leitfragen erhellen unterschiedliche Aspekte der individuellen Leistung und nehmen dabei den gesamten Arbeitsprozess mit in den Blick:
- Für welches Material hat sich das Kind entschieden?
- Welcher Schwierigkeitsgrad, gemessen am Können des Kindes, wurde gewählt?
- Folgte das Kind der Einführungslektion aufmerksam und konzentriert?
- Ist die Arbeit zuverlässig und sorgfältig ausgeführt worden?
- War die Zeitdauer der Ausführung angemessen? (adäquat zum Ergebnis)
- War ein Partner eingebunden? Wie war die Verteilung der Aufgaben?
- Wurde recherchiert? (Bücher, Lehrer, andere Kinder, Internet…)
- Leistete das Kind dabei Transfers, indem es bereits Bekanntes in neue Zusammenhänge übertrug?
Natürlich greift der Lehrer in den Lernprozess steuernd ein, durch Beratung, bei der Auswahl, durch Verabredungen zu Förderschwerpunkten, durch Ermutigung und Würdigung der Arbeit.
Neben dem Arbeitsprozess selbst fließen auch das Ergebnis der Arbeit, die Präsentation und die Selbstreflexion in die Leistungsbewertung mit ein.
Das Ergebnis der Arbeit liegt oft im Material selbst, z.B. in einer komplett geordneten Hundertertafel. Es wird aber auch oft schriftlich und mündlich in Form von Portfolien, Referaten, Präsentationen, Plakaten, Geschichtenbüchern oder künstlerischen Produkten und musikalischen Aufführungen dokumentiert.
Am Ende der Arbeit steht die Selbstreflexion. Sie kann auch durch Impulse des Partners, der Gruppe oder durch den Lehrer ausgelöst werden.
Die Kriterien zur Leistungsbeurteilung werden in jedem Fach für alle Jahrgänge in den jeweiligen Arbeitsplänen vereinbart. Wichtig ist hier, dass sie allen Beteiligten transparent gemacht werden (z. B. durch Veröffentlichung auf der Schul-Website).
Schriftliche standardisierte Instrumente zur Leistungsmessung werden hauptsächlich zur Diagnose eingesetzt (z.B. Sommer-Stumpenhorst: Diagnosediktate).
Das wichtigste Instrument zur Information der Eltern sind an unserer Schule Gespräche. Schon auf den Info-Abenden vor der Anmeldung und Einschulung und auf den ersten Elternabenden werden die Eltern immer wieder aufgefordert, sich mit Fragen, Zweifeln und Sorgen möglichst unmittelbar an den Lehrer zu wenden, um die Probleme zu klären und auszuräumen. Denn unsere Art des Arbeitens ist den meisten Eltern (zumindest beim ersten Kind an unserer Schule) nicht vertraut, da sie selten auf eigene Erfahrungen zurückgreifen können. Deshalb muss die notwendige Vertrauensbasis durch einen intensiven dialogischen Austausch im Alltag gestärkt werden. Dabei können die Eltern auch schriftliche Arbeitsergebnisse ihrer Kinder einsehen, die in der Schule gesammelt werden. Diese Gespräche finden nach Bedarf von Eltern und Lehrern statt, in einigen Fällen sehr häufig, in anderen weniger oft.
Gespräche über den Leistungsstand der Kinder werden auf jeden Fall verbindlich am Ende des Halbjahres bzw. Schuljahres geführt.